ERDWÄRME21 GmbH

05/2013 "Wie lange reichen die Energievorräte noch?", Artikel in der WAZ

Wissenschaftler geben höchst unterschiedliche Einschätzungen ab, bis wann Öl- und Erdgasquellen sprudeln

Diese Frage stellt man sich im täglichen Leben meistens nicht. Wie lange reichen die Energievorräte noch, die unsere Gesellschaft in Bewegung versetzen? Hunderte Millionen Fahrzeuge weltweit brauchen Benzin, Tausende Kraftwerke verfeuern Erdgas oder Kohle. Darüber, wie lange wir angesichts des weltweit steigenden Verbrauchs noch aus dem Vollen schöpfen können, ist nun ein neuer Disput unter Wissenschaftlern entflammt.

Auf der einen Seite steht die Internationale Energieagentur in Paris, getragen von den westlichen Industriestaaten, darunter, Deutschland. Die Experten sind optimistisch, dass der wachsende Weltbedarf an Öl und Gas grundsätzlich mindestens bis 2035 durch eine steigende Produktion gestillt werden kann. Die Gegenposition übernimmt die Energy Watch Group, in der unter anderem die Ludwig-Bölkow-Stiftung mit ökologisch inspirierten Wissenschaftlern kooperiert. Die These der EWG: Die globale Öl- und Gasförderung ist mittlerweile auf oder nahe ihrem Höhepunkt angekommen. Sehr bald wird weniger fossile Energie zur Verfügung stehen als jetzt.

"Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Erdölförderung um das Jahr 2030 um etwa 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2012 zurückgehen wird", so die EWG-Wissenschaftler um Werner Zittel aus Ottobrunn. Diese Thesen würden auch angesichts des neuen Ölbooms in den USA gelten: "Die Förderung von ,tight oil’ – Öl in dichtem Gestein – wird vermutlich nicht länger als zehn Jahre auf hohem Niveau erfolgen und sich damit als eine deutlich überschätzte Blase zeigen."
Währenddessen beschreibt die Internationale Energieagentur (IEA) einen weltweit steigenden Bedarf an Erdöl, dem aber auch eine grundsätzlich zunehmende Produktion gegenübersteht. Sowohl Nachfrage als auch Angebot könnten bis 2035 um rund ein Viertel wachsen.

Ähnlich widersprüchlich sind die Ergebnisse der Wissenschaftlergruppen beim Erdgas. Die EWG sieht die weltweite Gasproduktion ab etwa 2020 fallen. Im World Energy Outlook 2012 der IEA liest sich das ganz anders. Sowohl weltweit, als auch in den USA steige die Produktion.

So stellt sich die Frage, warum Energieexperten zu derart widersprüchlichen Einschätzungen kommen. Liegen die Zahlen über Ölvorkommen und Förderung nicht, auf dem Tisch? "Die Verlässlichkeit der Daten ist mitunter fraglich", sagt Manuel Frondel vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung. Denn Staaten und Unternehmen halten Angaben zurück oder veröffentlichen irreführende Schätzungen. Grundsätzlich steht die These der EWG über ein bald erreichtes Fördermaximum auf wackeligen Beinen. Einfacher Grund: Noch nicht entdeckte Vorkommen können nicht eingerechnet werden. Durch neue Explorationen und neue technische Verfahren sind die verfügbaren Mengen bisher immer gestiegen. Jüngstes Beispiel: Schiefergas. So sagt RWI-Ökonom Frondel: "Erdöl und Erdgas gehen der Welt nicht aus. Ein Fördermaximum wird allenfalls deshalb erreicht, weil sich die Nachfrage wegen steigender Preise verlagert."

Den vollständigen Artikel können Sie als PDF [1,3 MB] herunterladen.