08/11 "AUF SCHMALEM GRUND - ALLES KLAR", Artikel in SCHÖNER WOHNEN EXTRA
Sein Baukörper ist kompakt und pur, seine Energietechnik auf dem neuesten Stand. Und trotzdem verströmt dieses kleine rot-weiße Haus in Bensheim viel Sinnlichkeit.
Das Haus ist weit über seine Nachbarschaft hinaus im Ort bekannt. "Pappkarton" nannten es die Bensheimer zunächst und fragten sich lange, wann das Dach denn endlich draufkäme. Aber es blieb bei einem weißen und einem kleineren roten Kubus. Kein Satteldach. Hätte nicht eine Nachbarin vor Jahren ein Pultdach gebaut, wären die Chancen, beim Bauamt ein Flachdach genehmigt zu bekommen, gering gewesen. Heute lieben alle das Haus – vor allem Nachbars- und Freundeskinder, die in dem Sand spielen, der zum Ausgleich des Gefälles zum nahen Bach hin aufgeschüttet wurde. Hier sitzt auch der Bauherr gern im Liegestuhl und träumt sich an einen echten Strand; wenn er nicht an Erfindungen arbeitet oder wegen seines Ingenieurwissens in Russland oder China unterwegs ist.
Rainer Dorstewitz ist in seiner Branche weltweit bekannt. Seine Erfindung: in einem Bruchteil der zuvor benötigten Zeit aus Rinderhäuten dünne Wurstpellen herzustellen. Der Erfolg kam mit der Lust der Chinesen auf Wiener Würstchen. Beim Bau seines Hauses trieb den Ingenieur ein anderes Ziel an: Energie zu sparen. Deshalb kam für ihn nur ein Fertighaus infrage. Dessen vorgefertigte Wände sind hocheffizient gedämmt, und in ihrem Innern verstecken sich technische Vorrichtungen wie Kabelführungen und Lüftungsschlitze. "Vor allem aber hat man keinen Ärger beim Bauen", betont Dorstewitz, "und ich liebe das gleichmäßig gute Klima in diesen Häusern."
Das Warmwasser- und Heizungssystem sollte in seinem Haus auf der Basis erneuerbarer Energien arbeiten. Deshalb entschied sich Dorstewitz für eine Wärmepumpe mit Erdsondenbohrung, die in einem komplexen physikalischen Vorgang von Verdichten und Verdampfen wenig Stromenergie höchst effizient in viel Heizenergie für das ganze Haus verwandelt. Die benötigte Wärme hätte Dorstewitz gern dem städtischen Trinkwasser entnommen, denn das, so erklärt er, sei fast überall zu warm und damit anfälliger für Bakterienbildung. Er hätte das durch seine Haustechnik laufende Wasser um zehn Prozent entwärmt, und niemandem wäre ein Nachteil entstanden. Aber komplizierte und langwierige Entscheidungswege ließen ihn sein Vorhaben aufgeben. Zufrieden ist er dennoch: "Ich zahle für Warmwasser und Heizung monatlich nur 30 Euro."
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